Anhörung zeigt: Schulautonomie statt gesetzlicher Handyverbote
Zur Anhörung zum Thema „Smartphones an Schulen – Verbieten oder integrieren?“ heute im Bildungsausschuss erklärt die Vorsitzende und bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Jeannine Rösler:
„Die vielfältigen Perspektiven aus Wissenschaft, Praxis, Schulleitungen, Eltern- und Schülervertretungen bestätigen im Wesentlichen unsere Position. Mehrheitlich sprechen sich die Expertinnen und Experten gegen ein pauschales Handyverbot aus. Gleichzeitig geht es um die Stärkung der Schulautonomie, bei der mit allen Beteiligten Regelungen zur Nutzung digitaler Geräte entwickelt und durchgesetzt werden. Handlungsempfehlungen und ein Orientierungsrahmen können Sicherheit schaffen.
Besonders eindrücklich schilderte Betty Hirschfeld, Schulleiterin der Grundschule Sandberg in Neustrelitz, die reale Überforderung jüngerer Kinder durch ständige Erreichbarkeit, soziale Medien und problematische Inhalte. Sie berichtete von Fällen von Cyberflashing, heimlichen Filmaufnahmen im Unterricht und dem Konsum gewaltverherrlichender Inhalte auf dem Schulhof. Sie forderte eine eindeutige gesetzliche Grundlage, die Schulen Handlungssicherheit bietet.
Der Vorsitzende des Landesschülerrats, Felix Wizowsky, sprach sich gegen pauschale Verbote aus und plädierte für Mitbestimmung: Wer Regeln mitentwickeln darf, hält sich auch eher daran. Die Schülervertretung forderte altersgerechte Regelungen, die zwischen Grundschule und gymnasialer Oberstufe unterscheiden. Aus Sicht der
Erziehungswissenschaftlerin Prof. Dr. Katharina Scheiter ist es maßgeblich, dass schulische Regelungen nicht administrativ verordnet, sondern gemeinsam mit Lernenden, Lehrkräften und Eltern entwickelt und medienpädagogisch begleitet werden. Medienmündigkeit sei kein Zustand, sondern ein Lernprozess.
Auch der Landeselternrat machte deutlich, dass Eltern keine pauschalen Verbote erwarten, sondern klare Regeln, transparente Information und praktische Unterstützung. In der Anhörung wurde angeregt, verbindliche Elternabende durchzuführen, eine landesweite Info-Broschüre zu erstellen und den Hort in eine medienpädagogische Strategie einzubeziehen. Medienerziehung endet nicht mit dem Schulklingeln – sie muss den gesamten Bildungsalltag von Kindern begleiten.
Die Ankündigung von Bildungsministerin Simone Oldenburg, gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern, Eltern und Schulleitungen Empfehlungen zur Smartphone-Nutzung zu entwickeln, wird von meiner Fraktion ausdrücklich begrüßt.
Die Linksfraktion setzt sich dafür ein, die Nutzung digitaler Geräte an Schulen klar zu regeln und pädagogisch sinnvoll zu gestalten. Digitale Geräte sollen ausschließlich unter pädagogischer An- und Begleitung für schulische Zwecke eingesetzt werden.
Um digitale Chancengleichheit herzustellen, muss die Ausstattung aller Schulen mit schuleigenen digitalen Endgeräten gewährleistet sein. Kein Kind darf beim digitalen Lernen benachteiligt sein, weil das private Umfeld keine ausreichende Ausstattung bereitstellen kann. Digitale Bildung bedeutet für uns Schutz, Teilhabe und Verantwortung. Wer Kindern und Jugendlichen im 21. Jahrhundert gerecht werden will, muss klare Regeln schaffen, demokratische Beteiligung ermöglichen und die Schulen mit dem ausstatten, was sie brauchen.“