Vieles richtig gemacht, doch die Hälfte vergessen

Presseberichten zufolge hat der Bildungsminister Mecklenburg-Vorpommerns den Privatschulen im Land eine neue Grundlage zu deren Finanzierung verordnet. Künftig bekommen sie nicht mehr pauschal ihre Zuschüsse, sondern müssen ihre realen Kosten nachweisen. Das scheint den Privatschulen gar nicht zu schmecken und man fragt sich warum.

Presseberichten zufolge hat der Bildungsminister Mecklenburg-Vorpommerns den Privatschulen im Land eine neue Grundlage zu deren Finanzierung verordnet. Künftig bekommen sie nicht mehr pauschal ihre Zuschüsse, sondern müssen ihre realen Kosten nachweisen. Das scheint den Privatschulen gar nicht zu schmecken und man fragt sich warum.

Anders als viele denken, bekommen diese als Ergänzung des öffentlichen Schulnetzes gedachten Bildungseinrichtungen fast ihr gesamtes Budget vom Staat.Sie werden sogar zuerst finanziert. Fehlt den Kommunen anschließend Geld für eine auskömmliche Finanzierung der öffentlichen Schulen, schauen die Kinder in die Röhre, deren Eltern kein Schulgeld zahlen konnten oder wollten. Die Privatschulen dürfen sich 85 Prozent ihrer Personalkosten erstatten lassen. Bisher hatte man als Maßstab die Entlohnung der Lehrerinnen und Lehrer an staatlichen Schulen genommen. Viele Betreiber der privaten Schulen sind von einer tariflichen Entlohnung jedoch weit entfernt und zahlen eigene Sätze. Das soll nun anders werden.

Künftig müssen die Bildungsunternehmen ihre realen Personalkosten nachweisen und bekommen auf dieser Grundlage ihre Zuweisungen. Bravo Minister Brodkorb! Das war endlich mal eine gute Maßnahme. Wer sich als wirtschaftliches Unternehmen betätigt und dazu auf erhebliche staatliche Zuschüsse angewiesen ist, muss auch Transparenz akzeptieren. Es wäre doch einfach nicht hinnehmbar, wenn Mittel als Lohnkostenzuschüsse gezahlt werden, die dann gar nicht bei den Lehrerinnen und Lehrern ankommen. Und wo ist eigentlich das Problem, offen zu sagen, wie hoch die eigenen Lehrkräfte vergütet werden? Jedes Unternehmen muss seine Lohnkosten ausweisen, da es sich um Teil der Bilanz handelt. Also bitte!

Doch eine Sache bleibt kritisch. Wie konnte es eigentlich dazu kommen, dass ausgerechnet im Armenhaus der Republik, in Mecklenburg-Vorpommern, so viele Privatschulen existieren, wie nirgendwo sonst in Deutschland? Die Frage ist leider schnell beantwortet. Wer immer nur auf Effizienz und Vergleiche mit anderen schielt, ohne dabei die eigenen Besonderheiten zu berücksichtigen, der bekommt solche Probleme. Viele der Privatschulen sind schlicht Elterninitiativen auf dem flachen Land. Wenn es nicht mehr genug Kinder für zwei Klassen gab, wurde die Schule vom Staat geschlossen. Wer sein 7 Jahre alten Sohn nicht morgens und nachmittags jeweils eine Stunde in den Bus setzen möchte, gründet dann auch schon mal eine Schule. Das hätte nicht sein müssen, zumal das Netz öffentlicher Schulen so noch schneller ausdünnt. Und man muss natürlich auch im öffentlichen Schulsystem Geld in die Hand nehmen. Wenn Schulen in schlechtem Zustand sind, Klassen viel zu groß, der Unterrichtsausfall Überhand nimmt und sich an den Methoden seit der eigenen Schulzeit kaum etwas geändert hat, dann suchen Eltern nach Alternativen. 

Zum Glück gibt es gute Beispiele, dass es auch anders geht. Das ISG in Rostock oder das Gymnasium Reutershagen sind öffentliche Schulen. Sie sind in gutem Zustand mit motivierten Lehrerinnen und Lehrern und können sich vor Neuanmeldungen kaum retten. Weiter so und schöne Ferien.