Militantes Nazi-Netzwerk „Combat 18“ offenbar auch in M-V aktiv

Peter RitterPressemeldungen

Zur jüngsten Veröffentlichung des antifaschistischen Recherchekollektivs „EXIF“ über die Reaktivierung des militant-neonazistischen Netzwerkes „Combat 18“ in Deutschland (https://exif-recherche.org/?p=4399) erklärt der innenpolitische Sprecher der Linksfraktion, Peter Ritter:

„Zunehmend erfährt die Öffentlichkeit erst durch investigative Recherche über mögliche rechtsterroristische Gefahren, während sich die Sicherheitsbehörden in Schweigen hüllen. Erst im Januar dieses Jahres stellte ich eine Kleine Anfrage zur rechtsterroristischen Gruppierung ‚Combat 18‘, die als bewaffneter Arm der seit 2000 in Deutschland verbotenen ‚Blood & Honour‘-Bewegung immer wieder für Anschläge in Europa verantwortlich zeichnete. Hintergrund waren Medienberichte über ein Schießtraining im tschechischen Cheb sowie die illegale Einfuhr von Munition mutmaßlicher deutscher ‚Combat 18‘-Mitglieder. Die Landesregierung wiegelte jedoch mit der Begründung ab, dass die Antwort nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sei.

Heute ist es das antifaschistische Recherchekollektiv ‚EXIF‘, das der Öffentlichkeit umfassend Informationen über das mögliche rechtsterroristische Gefahrenpotential des ‚Combat 18‘-Netzwerkes zugänglich macht. Neben dem aus Greifswald stammenden und wegen illegaler Munitionseinfuhr verurteilten Stanley R. soll es weitere Verbindungen nach M-V geben. So seien der in Malchin lebende Alexander M. sowie der in Bad Sülze wohnhafte Martin K. dem Netzwerk zuzurechnen. 

Der deutsche ‚Combat 18‘-Ableger soll sich bereits ab 2012 reaktiviert haben und mittlerweile als straff organisierter Zusammenschluss aus etwa 50 Personen bestehen. Die Mitglieder würden sich als das ‚originale Combat 18‘ begreifen, das bereits seit den 1990er Jahren die Bewaffnung der extrem rechten Szene sowie den Untergrundkampf nach dem Vorbild des so genannten führerlosen Widerstandes propagiert. Neben den strategischen Kontinuitäten befinden sich in den Reihen von ‚Combat 18‘ auch alte Bekannte des ‚Blood & Honour‘-Netzwerkes. Während das Kerntrio des ‚Nationalsozialistischen Untergrunds‘ (NSU) unter Anleitung der Terrorkonzepte von ‚Combat 18‘ zehn Menschen ermordete, mehrere Bomben platzierte und zahlreiche Banken überfiel, waren es ihre Kameraden von ‚Blood & Honour‘, die sie nach der Zeit des Abtauchens tatkräftig unterstützten.

Muss erst wieder eine neonazistische Mordserie auffliegen, bis die Sicherheitsbehörden über die Existenz rechtsterroristischer Strukturen informieren? Was wissen die zuständigen Behörden über die Gefährlichkeit des Nazi-Netzwerkes und was taten sie seit 2012, um das Entstehen dieser Struktur zu verhindern? Wurde wieder nur beobachtet? 

Angesichts des NSU-Desasters halte ich es für unverantwortlich, dass die Landesregierung versucht, dieses Thema in verschlossenen Hinterzimmern zu halten. Als hätte es die Terrorserie des NSU nicht gegeben, wird der Geheimschutz immer noch über die Aufklärung gestellt. Die Landesregierung muss die Öffentlichkeit informieren. Aus diesem Grund habe ich erneut eine Kleine Anfrage zum ‚Combat 18’-Netzwerk gestellt.“