30 Jahre später, 30 Jahre nichts gelernt?

Zu den rassistischen Pogromen von Rostock-Lichtenhagen, die sich in dieser Woche zum 30. Mal jähren, erklären die Kreisvorsitzenden der LINKEN in Rostock Nurgül Senli und Karsten Kolbe:

„Das Pogrom in Rostock-Lichtenhagen vom 22. - 26. August 1992 steht als das Symbol rassistischer Gewalt. Die Bilder des von rechtsradikalen Gewalttätern angezündeten Sonnenblumenhauses, das Beifallklatschen Tausender und das damit verbundene Staatsversagen haben sich tief ins kollektive Gedächtnis der Stadt eingeprägt. Wir möchten daher den Initiativen und Vereinen danken, die vielfältige Veranstaltungen zum 30-jährigen Gedenken organisiert haben und zeigen, wie bunt und vielfältig die Rostocker Zivilgesellschaft ist.“, so Karsten Kolbe, Parteichef der Rostocker LINKEN.

„Halle, Hanau, Kassel, Rostock - Städte aufzuzählen, darf die Betroffenen nicht verallgemeinern, beweist aber, das rassistische Gewalt kein Einzelfall ist.

Noch immer gibt es institutionellen Rassismus, der dazu beiträgt, diese menschenverachtende Ideologie in den Köpfen zu nähren. Die Aufarbeitung des NSU-Komplexes und anderer rechtsradikaler Netzwerke wie Nordkreuz müssen dringend vorangetrieben werden. Die Asylrechtsverschärfungen als Reaktion auf die Pogrome bleiben eine beispiellose Täter-Opfer-Umkehr. Ein Abschiebestopp und Bleiberecht für alle Betroffenen von rassistischer Gewalt ist daher absolut notwendig.“ fordert Nurgül Senli, Kreisvorsitzende der Rostocker LINKEN.

 

„30 Jahre später und endlich stehen die Betroffenen im Mittelpunkt. Das Ringen um Sichtbarkeit und einen kritischen, öffentlichen Diskurs ist dieses Jahr zugunsten der Betroffenen gelungen.“, stellt Eva-Maria Kröger, Oberbürgermeisterkandidatin der LINKEN, mit Blick auf das diesjährige Gedenken fest. Trotzdem sieht sie ein grundlegendes Problem:

„Alltagsrassismus und Diskriminierungen sind real. Es muss das gemeinsame Ziel von Bund, Land und Kommune sein, mit konkreten Maßnahmen die Gesellschaft zu verändern. Wer es mit der Integration ernst meint, ruht sich nicht auf Konzepten aus, sondern trifft finanzielle und personelle Entscheidungen. Dazu kommen gute Schulen, politische Bildung, Jugendbeteiligung und verfügbarer, bezahlbarer Wohnraum, damit Integration im Stadtteil gelingen kann.“, so Kröger.