Mit Baseballschlägern, Springerstiefel und der AfD zurück in die 1990er?
Zum 32. Jahrestag der rassistischen Pogrome von Rostock-Lichtenhagen erklärt der innenpolitische Sprecher der Linksfraktion, Michael Noetzel:
„Die rassistischen Pogrome von Rostock-Lichtenhagen waren kein Einzelfall. Auch Solingen, Mölln oder Hoyerswerda läuteten für alle von Rassismus betroffenen Menschen ein gewalt- und leidvolles Jahrzehnt ein, in dem Angst und Traumata keine leeren Worthülsen für all jene blieben, die nicht ins Weltbild der Neonazis passten. Doch die Pogrome von Rostock-Lichtenhagen wurden wegen ihres Ausmaßes und des in Teilen bewussten Behördenversagens zum Symbol nationalistischer Feindseligkeiten im wiedervereinigten Deutschland.
Diese ‚Baseballschlägerjahre‘ prägten auch zugleich die sogenannte Generation Terror, deren mörderischen Ausläufer bis heute zu spüren sind. Sowohl das NSU-Netzwerk als auch der neonazistische Mörder von Walter Lübcke begannen in dieser Zeit ihren Weg von dumpfer Straßengewalt hin zum organisierten Rechtsterrorismus. Menschenfeindlichkeit, Rassismus und rechter Terror haben eine bittere Kontinuität, die zwingend durchbrochen werden muss.
32 Jahre nach dem Pogrom von Rostock-Lichtenhagen befinden wir uns mancherorts scheinbar in einer Zeitschleife. Das Bild des dumpfen rechtsradikalen Schlägers ist zurück in den Straßen. Obwohl sie nie weg waren, treten die Neonazis mit Glatzen, Bomberjacken und Springerstiefeln für jeden wieder sichtbar und selbstbewusst auf. Sie schüchtern Menschen, die nicht in ihr beschränktes Weltbild passen, auf ihren Streifzügen ein oder greifen diese direkt an. Nicht wenige wähnen sich dabei als Vollstrecker eines vermeintlichen Volkswillens – und das macht es besonders gefährlich.
Die AfD fungiert in dieser feindseligen und explosiven Stimmung als Anheizer und Klammer des gesamten menschenverachtenden rechten Randes. Das wird auch an den Inhalten und dem Personal der Landtagsfraktion in Mecklenburg-Vorpommern deutlich. In ihren Reihen wird inzwischen unverhohlen mit autoritären Umsturzphantasien und rassistischen Massendeportationen sympathisiert.
Diese AfD vereint die Geschichte rechten Terrors in Mecklenburg-Vorpommern. Während Tag-X-Fanatiker von Nordkreuz Parteifunktionen übernehmen und von den Wahlkampfbühnen sprechen, finden sich – wie zuletzt in Schwerin – auch die Täter von Rostock-Lichtenhagen ein, um mit Abgeordneten der AfD zu plauschen. Diese Partei muss gestoppt werden, bevor sie ihre menschenverachtenden Fantasien umsetzen kann – auch das muss eine Lehre auch Rostock-Lichtenhagen sein.“